Die Entstehung der Brezel

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eilidh01
Gelöschter Benutzer

Die Entstehung der Brezel

von eilidh01 am 19.03.2011 17:51

Wer hat die Brezel erfunden?
Und wo ist bei der Brezel eigentlich oben und wo unten?
Gleich vorweg: Die Brezel wurde nicht "erfunden", sondern ihre heutige Form hat sich
allmählich im Lauf der Jahrhunderte entwickelt. Die Ursprünge der Brezel liegen im Ringbrot,
das zu kultischen Handlungen bereits im antiken Rom eingesetzt wurde. Bereits im 2.
Jahrhundert übernahmen die frühen Christen die ringförmige Brotform (in kleinerem Maße) als
Eucharistiebrot, also für das Abendmahl."Damit erhielt das vormalige ringförmige Kultbrot aus Rom einen eucharistischen Charakter, den das Gebäck bis nach dem Mittelalter beibehielt. Im Laufe der Zeit wandelte sich allerdings sein Aussehen: ausgehend von der mehr oder weniger runden Urform über die Öffnung des Ringbrotes zu einer 6er-ähnlichen Form, der Verdoppelung und der Gegenüberstellung zweier 6er-Formenbis hin zum Ineinander schlingen der inneren Brezelarme zu einem Knoten."

Da die Entwicklung der Brezel für lange Zeit nicht mehr bekannt war, bildeten sich viele
Legenden, um dieses Phänomen zu erklären. Eine Geschichte beschreibt beispielsweise, dass es sich bei der Brezel um die Darstellung der zum Gebet gekreuzten Arme eines Mönches handle.
Eine andere, weit weniger fromme Geschichte erzählt von dem Bäcker Frieder, der in Urach bei Graf Eberhard in Ungnade fiel und zum Tode verurteilt wurde. Frieder bekam jedoch die
Gelegenheit sein Leben zu retten, wenn er innerhalb von drei Tagen ein Gebäck zu bringen
vermöge, durch das dreimal die Sonne scheinen könne. Auch hier sind gekreuzte Arme des
Rätsels Lösung, als Frieders Frau mit verschränkten Armen im Türrahmen steht, nachdem ihr
Mann fast drei Tage in Panik damit verbracht hatte, ein entsprechendes Gebäck zu erfinden.
Als dann auch noch die Katze versehentlich das Blech mit der endlich entworfenen neuen
Backkreation herunterwirft und alles in einer Laugenwanne landet, ist der Schreck groß und
Frieder ist langsam alles nur noch egal. Er schiebt die verlaugten Teiglinge einfach in den Ofen. Doch das Ergebnis lässt sich sehen: Die Laugenbrezel soll so erfunden worden sein, und Frieder konnte damit sein Leben retten. –
Die heutige Form der Brezel war allerdings bereits im späten12. Jahrhundert bekannt, also schon ca. 200 Jahre bevor Graf Eberhard (1445-1496) in Urach lebte.

Die Brezel wurde schnell durch ihre außergewöhnliche Form zum Wahrzeichen der Bäcker.
Bereits um 1300 findet man sie auf deren offiziellen Zunftsiegeln. Dies ist bis heute so
geblieben.

Oben und unten
Die Brezel gehört zu der Familie der sogenannten Gebildbrote, einer Gebäckart, die mit der
Hand frei geformt ein Gebilde ergibt (wie z.B. auch der Zopf). Bei der Frage, wo oben und wo unten bei der Brezel ist, erhält man gewöhnlich zwei verschiedene Antworten: Die eine Gruppe behauptet, die Ärmchen sind unten, die andere Gruppe ist davon überzeugt, daß die Ärmchen nach oben gehören und der Bauch nach unten. Tatsächlich gibt es aber auch Zunftwappen, auf denen die Ärmchen zur Seite zeigen! Wie rum gehört denn die Brezel nun eigentlich wirklich?
Statistisch gesehen ist die Brezel bei den meisten Bäckerzünften und -innungen im Wappen mit dem Bauch nach oben und den Ärmchen nach unten dargestellt. Wo oben und wo unten ist, ist aber nicht festgelegt.
Allein der deutsche Bäckerverband hatte inseinem stilisierten "Sympathiezeichen" der
1970er/80er Jahre die Ärmchen der Brezel oben. Als das Zeichen aber in den 1990er
Jahren modernisiert wurde, war die Brezel andersherum gedreht.
Im Übrigen ist die Brezel normalerweise dazu da, mit Genuss verspeist zu werden, und dann
wird die "richtige" Ausrichtung des Gebäcks zur ganz persönlichen Geschmacksache...

gefunden hab ichs im Brotmuseum

Literaturhinweise

Krauß, Irene: Gelungen geschlungen. Das große Buch der Brezel. Wissenswertes – Alltägliches –
Kurioses, Tübingen 2003
Kosler, Barbara/Irene Krauß: Die Brez'l. Geschichte und Geschichten, München 1993
Eiselen, Hermann: " Verwandlung eines Berufszeichens", in: Brotkultur, Hermann Eiselen
(Hrsg.), Köln 1995, S. 218
Fröhlich, Irene/Roni Pruckner: Brezelgeschichte(n) – witzig und wissenswert, Reutlingen 1993
Wappen und Siegel des Bäckerhandwerks, Diamalt-Aktien-Gesellschaft (Hrsg.), München [1912]

Antworten Zuletzt bearbeitet am 19.03.2011 17:59.

Feierfleiy

35, Männlich

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Beiträge: 47

Re: Die Entstehung der Brezel

von Feierfleiy am 15.10.2011 00:15

Interessant, so bisschen Bäcker-Geschichte. Es ist wirklich erstaunlich, wie wenig man eigentlich über die alltäglichsten Dinge weis, wenn man so drüber nachdenkt....

Der Narr ist nicht nur Gaukler und Possenreißer, oft versüsst er mit seinem Schabernack die bittere Wahrheit!!

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