Lazarus Orden

Der Lazarus-Orden, offiziell: Militärischer und Hospitalischer Orden des Heiligen Lazarus von Jerusalem, ist eine Ritter-Gemeinschaft, die im Mittelalter gegründet wurde, um das Christentum zu verteidigen. Heute ist der Orden in der weltweiten humanitären Hilfe engagiert. In dem ökumenischen Orden sind altkatholische, anglikanische, katholische, evangelische und orthodoxe Mitglieder gleichberechtigt.

Überblick 

Der Lazarus-Orden entwickelte sich im 11. Jahrhundert aus einem St. Lazarus-Hospital, das außerhalb der Stadtmauern von Jerusalem gelegen war und die Kranken, Bedürftigen, Sterbenden, Leprakranken und Reisenden aufnahm und pflegte. Der Orden folgte den Ordensregeln des Augustinus von Hippo. Aus der hospitalischen Tätigkeit des Lazarus-Ordens leitet sich auch der Begriff „Lazarett“ ab. Ein einfaches, getatztes grünes Stoffkreuz auf der Brust des schwarzen Habits beziehungsweise auf der linken Schulter ihres Mantels war – wohl seit dem 12. Jahrhunderts als Raymond du Puy Großmeister der Johanniter und Lazaristen war – Symbol des St. Lazarusordens. Ursprünglich war der Orden eine rein karitative Vereinigung, militarisierte sich zur Zeit der Kreuzzüge, um in kriegerischen Auseinandersetzungen um Jerusalem handlungsfähig zu bleiben. Im 12. Jahrhundert breitete sich der Orden zunehmend auf die Herkunftsländer der Kreuzfahrer aus. Der Lazarus-Orden zeigt noch heute das grüne Kreuz. 2007 hatte der Orden ca. 4.500 Mitglieder. Seine Aufgabe ist der persönliche Einsatz für Bedürftige, die Wahrung von Gerechtigkeit gegenüber allen Personen, das Einhalten verbindlicher ethischer Normen und deren Anwendung im alltäglichen Leben. Die militärischen Aspekte manifestieren sich heute durch die traditionell verwurzelte Hierarchie (Strukturen, Uniform mit Gradabzeichen, Verdienstorden). Die gesellschaftliche Anerkennung der „noblen Gesinnung“ eines Menschen findet in der Zeremonie des Ritterschlages ihren Ausdruck.

Geschichte 

Mittelalterliche Entwicklung des Ordens 

Die erste dokumentarische Erwähnung des Lazarus-Ordens findet sich im Jahre 1043 in einer päpstlichen Bulle von Benedikt IX., worin er dem Orden bestimmte Privilegien bewilligte. Aber bereits seit dem 4. Jahrhundert ist ein Hospital in der Nähe des Lazarustors in Jerusalem bekannt, das damals durch armenische Mönche geführt wurde. Im 9. Jahrhundert gab es dann zwei weitere Hospitäler, das Marienhospital und das Hospital des hl. Johannes, aus dem später der Hospitaliter- bzw. Johanniter-Orden hervorging. Diese drei Hospitäler wurden gemeinhin als Hospital von Jerusalem bekannt.

Vor 1098 stand der Orden unter der geistlichen Protektion des griechischen Patriarchen von Jerusalem. Nach dem ersten Kreuzzug kam der Orden unter das Protektorat des römischen Patriarchen von Jerusalem. Bis heute steht der Orden unter dem geistlichen Protektorat des Patriarchen von Antiochia, Gregor III. in Gemeinschaft mit Rom.

Die Aktivitäten des Ordens waren ursprünglich hospitalischer Art. Wann genau des Lazarushospital zu einem ritterlichen Orden wurde, ist nicht überliefert. Seine militärischen Funktionen ergaben sich wohl erst etwa ab 1230 aus dem Umstand, dass die geistlichen Ritterorden ihre an Lepra erkrankten Mitbrüder zum Dienst bei den Brüdern von St. Lazarus überstellten.

Bereits im 12. Jahrhundert breitete sich der Orden auf die Herkunftsländer der Kreuzfahrer aus. König Ludwig VII. von Frankreich verlieh 1154 dem Orden den königlichen Status und wies ihm das Schloss Boigny in der Nähe von Orléans zu.

Patriarch Robert von Nantes berichtete an den Papst, dass in der Schlacht von La Forbie (18. Oktober 1244) alle anwesenden Lazarusritter getötet worden.Der Orden nahm unter hohen Verlusten von 1248 bis 1250 am sechsten Kreuzzug teil und erhielt von König Ludwig IX. von Frankreich ein Haus in Damiette geschenkt, dass nach der Aufgabe der Stadt im Mai 1250 aber wieder geräumt werden musste. Im Jahr 1252 griff der Orden in der Nähe von Ramla eine arabische Karawane an um eine große Vieherde zu erbeuten, allerdings wurden die Lazarusritter nach einem Gefecht mit Sarazenenkriegern geschlagen. Laut Joinville hatten nur vier Ordensritter den Kampf überlebt.

1253 erteilte Papst Innozenz IV. dem Orden die Erlaubnis auch Großmeister zu ernennen die nicht an Lepra leiden. 1291 beteiligten sich fünfundzwanzig Ordensritter bei der Verteidigung von Akkon, die alle während des Kampfes getötet wurden. Der Orden war danach gezwungen, das Heilige Land zu verlassen, und Boigny wurde der Sitz des Großmagisteriums.

Im Laufe des 14. und 15. Jh. entfaltete der Orden neben dem Dienste an den Leprakranken auch wieder seine militärischen Aktivitäten. Während des Hundertjährigen Krieges kämpften Lazariter für den König von Frankreich, während gleichzeitig englische Lazariter loyal an der Seite ihres Königs für England kämpften. Lazariter kämpften auch bei der Einnahme von Orléans zusammen mit der Hl. Johanna von Orléans.

Neuzeitliche Entwicklung des Ordens 

Der Lazarusorden hatte seit 1608 nur in der Einheit mit dem Ritterorden: Orden unserer lieben Frau vom Berge Karmel die Anerkennung des Papstes und nannte sich seitdem „Orden unserer lieben Frau vom Berge Karmel und des heiligen Lazarus von Jerusalem“. Während der Französischen Revolution wurden alle königlichen Orden aufgelöst, so auch der Orden Unserer lieben Frau vom Berge Karmel. Der Lazarusorden genoss fortan nicht mehr den päpstlichen Schutz. Auch Charles X. war der Auffassung, dass der Orden nur in der erwähnten Einheit bestehen könne. Die Revolutionen von 1830 und 1848 sowie die fehlende Unterstützung aus Rom veranlasste die Ordensleitung, sich unter die Administration des melkitisch-katholischen Patriarchen zu begeben, denn der Lazarusorden ist nicht souverän (wie der Malteserorden) und genießt auch nicht den Schutz eines amtierenden Staatsoberhauptes oder legitimen Chefs eines Herrscherhauses. Die Melkitische Kirche ist aber dem Heiligen Stuhl unterstellt und der Patriarch nicht autorisiert, einen Ritterorden unter seinen Schutz zu stellen. Nach kanonischem Recht gilt ein Orden 100 Jahre nach dem Tod des letzten Mitglieds als aufgelöst. Das letzte Mitglied des Ordens Unserer lieben Frau vom Berge Karmel starb 1857. Somit existiert der historische Lazarusorden de jure nicht mehr, lebt aber de facto weiter als weltweit anerkannte, christlich ökumenische Vereinigung, die ihre karitative und gesellschaftliche Tätigkeit nach den Traditionen des erloschenen Ritterordens richtet.

1995 errichtete der Großmeister für das international tätige Lazarus-Hilfswerk eine übernationale Ordensjurisdiktion (jetzt: Humanitäres Großpriorat Europa) und trug damit der internationalen sozialkaritativen Arbeit des Lazarus Hilfswerk (LHW) Rechnung, das Anfang der 70er Jahre mit Hauptsitz in Deutschland seine Arbeit aufnahm. Von Ordensmitgliedern initiiert, erreichte der seinerzeit jüngste karitative Arm des Ordens schon bald internationale Anerkennung als Nichtregierungsorganisation (NRO).

Vor allem in Ländern des ehemaligen Ostblocks, insbesondere Polen, Rumänien, Ungarn, Bulgarien, Kroatien, Russland, Litauen, Rumänien, Ukraine, Mazedonien, und Bosnien leistete Lazarus dringend benötigte humanitäre Hilfe und arbeite vor Ort eng mit christlichen Einrichtungen zusammen. Jüngst wirkte das LHW im Auftrage des Ordens zur Überwindung der Not in Indonesien auf der Insel Nias. Lebensmittellieferungen, Fischerboote und Wiederaufbaumaßnahmen des LHW zur Wiedererrichtung von Schulen helfen, die Not nach der Tsunami- und Erdbebenkatastrophe zu lindern. Finanzielle Hilfe kam dabei insbesondere auch von ADH.

Finanziell unterstützt wird die Arbeit des Ordens und seiner Hilfswerke durch Spenden aus der breiten Öffentlichkeit, durch Zuwendungen der Regierungen, der Europäischen Gemeinschaft. Allem vorweg sind es die deutschen aber auch internationalen Spenden der Ordensmitglieder, die eine humanitäre, karitative Hilfe unter dem Signet des achtspitzigen grünen Lazaruskreuz ermöglichen. Die Lazarus-Helfer waren seit 1980 unermüdlich mit den organisationseigenen 38t-Lastzügen unterwegs um Lebensmittel, Medikamente und Hilfsgüter in Richtung der ehemaligen Ostblockstaaten zu bringen, um den in Not geratenen Menschen zu helfen. So konnte sichergestellt werden, dass die Hilfsgüter im Sinne der Spender auch die Bedürftigen ohne Verlust erreichten.

Vielfach entwickelte sich aus diesen Nothilfemaßmahmen vor Ort der Aufbau von sozialen Einrichtungen (Ambulante Krankenpflege, Sozialstationen aber auch Schulungseinrichtungen für karitative und soziale Berufe) Durch die Hilfsstätigkeit des LHW wurde in diesen Ländern das Interesse am Lazarusorden geweckt. Daraus entwickelte sich schon bald mit einheimischen Christen die Gründung von neuen bzw. wiederbelebten früheren Ordensniederlasssungen (u.a. Polen, Kroatien, Ungarn, Mazedonien etc.) Diese neuen Delegationen des Ordens erfreuen sich wachsendem Zuspruch.

Papst Johannes Paul II. empfing wiederholt Repräsentanten des Lazarus Hilfswerkes (LHW) in Privataudienzen und dankte den Helfern persönlich für ihre vielfältigen Einsätze (u.a. Behindertenbetreuung während Pilgerreisen des Papstes nach Deutschland, Ungarn, Österreich etc.) sowie die Hilfe zur Überwindung der Not. Er motivierte sie zur Fortführung ihres christlichen karitativen Engagements im Sinne von Cor Unum.

Spaltungen und jüngste Wiedervereinigung 

Im Jahre 1968 spaltete sich der Orden in die „Obedienz von Malta“ und die „Obedienz von Paris“ . Der Versuch einer Wiedervereinigung in Toronto während des Generalkapitels 2004 muss als gescheitert angesehen werden. Letztlich kam es dazu, dass der Orden in weitere Gruppierungen gespalten wurde. Ein Teil des Ordens trennte sich ab und bildete 2004 einen neuen Zweig (Orleans-Gruppe). Diese Gruppierung hat stellte sich seit 2004 unter das Patronat des königlichen Hauses von Frankreich, dem früheren „fons honorum“, und wählte Charles-Philippe Prince d’Orléans, Herzog von Anjou, als eigenen 49. Großmeister. Sein Onkel, der Graf von Paris und Herzog von Frankreich, das eigentliche Oberhaupt der französischen Königsfamilie, übernahm 2005 formal das Protektorat über diese abgespaltene Gruppierung. Im Generalkapitel 2005 zu Venedig erfolgte die Ernennung von Kardinal László Páskái zum spirituellen Protektor der Orlean-Gruppe.

Bereits ab dem Jahr 2006 trennten sich jedoch zahlreiche Jurisdiktionen wieder von der 2004/2005 neu gebildeten „Orleans-Gruppe“. Die bedeutenden nationalen Jurisdiktionen Österreich, England & Wales, Deutschland, Ungarn, Irland, Liechtenstein, Neuseeland, Rumänien und Slowakei die 2004 zunächst Mitbegründer der Orleans-Obedienz waren, lösten sich wieder von der Orleans-Gruppe. Zunächst erklärten sie sich unabhängig. Diese neun Jurisdiktionen, die ursprünglich der „Paris-Obedienz“ in Europa angehörten, formierten sich als sogenannte „Norwich-Gruppe“ unter dem Vorsitz von Lord Ferrers. Als rechtliche Grundlage des gemeinsamen Handelns wurde die alte Ordensverfassung der Paris-Obedienz von 1990 (Angers) wieder eingeführt, weshalb sich diese „Norwich-Gruppe“ international auch mit dem parallelen Namen „The Constitutional Grand Priories“ bezeichnete. Selbsterklärtes Ziel dieser Gruppe war es von Beginn an, eine internationale Wiedervereinigung des Lazarus-Ordens zu erwirken, um so das Schisma zu beenden. Die „Norwich-Gruppe“ verhandelte in der Folgezeit erfolgreich mit dem Vereinigten Lazarus-Orden (durch Beschluss des Generalkaptitels 2004 hatten sich zwischenzeitlich die Malta-Obedienz und Paris-Obedienz vereinigt) über das Ziel der Wiedervereinigung.

Mit Vollendung des 75. Lebensjahres war im Jahr 2004 der 48. Großmeister der Obedienz Paris, Francois de Cossé, Herzog von Brissac,(2004) vom Großmeisteramt zurückgetreten. Das Generalkapitel wählte den Herzog von Sevilla zum „Gewählten Großmeister“ und bat gleichzeitig den Herzog von Brissac, das Großmeisteramt als „Amtierender Großmeister“ fortzuführen. Im Jahr 2006 akzeptierte der Herzog von Brissac während des Generalkapitels in Baden (Österreich) die Berufung zum „Großmeister Emeritus“. Verhandlungen der beiden Vereinigungskommissionen der Obedienzen Paris und Malta führten dann 2006 dazu, dass der Herzog von Sevilla die Ordensleitung mit dem Ziel der weltweiten Wiedervereinigung aller Ordenszweige übernahm.

Don Francisco de Paula de Borbon y Escasany, Herzog von Sevilla und Grande von Spanien, erklärte Anfang 2008 seinen zuvor angekündigten Rücktritt als Großmeister des „Vereinigten Ordens“ und gab damit den Weg zur Wahl eines neuen gemeinsamen Großmeisters frei.

Nachdem in den Vorverhandlungen zwischen Norwich-Gruppe und Vereinigtem Orden eine grundsätzliche Einigung in den wesentlichen Punkten erzielt worden war, konnte die Norwich-Gruppe im Rahmen ihres von 5.–7. September 2008 in Wien abgehaltenen Generalkapitels, die Umsetzung der Vereinigung beschließen. Allerdings haben sich einige Jurisdiktionen auf Grund von schwerwiegenden Unstimmigkeiten nicht beteiligt und bilden weiterhin die Gruppe der „Constitutional and Independent Grand Priories“.

Im Generalkapitel des „Vereinigten Ordens“, das von 12.–13. September 2008 in Manchester stattfand, wurde die Umsetzung der Zusammenführung vollzogen. Das Generalkapitel bestätigte die Wiedereingliederung der Europäischen Jursidiktionen und wählte darauf mit den gemeinsamen Stimmen des Vereinigten Ordens (incl der meisten Mitglieder der aufgelösten Norwich-Gruppe die Wahl eines gemeinsamen neuen Großmeisters.

Neuer Großmeister des Wiedervereinigten Ordens

SE Don Carlos Gereda y de Borbón, Marquis de Almazàn, wurde in Manchester während eines Generalkapitels einstimmig als 49. Großmeister des vereinten Lazarusordens gewählt. Der Geistliche Protektor des Lazarusordens SS Patriarch Gregorios III vollzog zum feierlichen Abschluss in der Kathedrale von Manchester die verfassungsgemäße feierliche Amtseinführung.

Noch während des Generalkapitels schlossen sich weitere nationale Ordensgruppierungen dem Vereinigten Orden an und erklärten dem neuen Großmeister ihre Loyalität.

Mit dem in Manchester geschlossenen Vereinigungs-Vertrag präsentiert sich der Lazarusorden nach Jahren der Trennung nunmehr als wiedervereint. Das beinahe 40 Jahre lang andauernde Schisma in diesen beiden Obedienzen dürfte damit überwunden sein. Es gibt noch eine Anzahl von Gruppierungen die sich außerhalb dieser Vereinigung befinden.

Deutsche Jurisdiktionen 

Die Großballei Deutschland (nach dem Tod der Großbailli I.D. Tatiana Fürstin von Metternich und Winneburg durch ein Triumvirat geleitet) und das Großpriorat Deutschland (unter Leitung seines Großprior S.E. Ernst August Prinz zur Lippe). Beide unterstehen dem 49. Großmeister H.E. Don Carlos Gereda de Borbón, Marquis d' Almazàn und sind Mitglied der internationalen Ordensgemeinschaft. Auf deutschen Boden existieren im internationalen Orden zudem die Erbkommenden Rheinland und Wallendorf unter der Leitung des Erbkommendators Chev. Thomas Piontek. Als weitere Jurisdiktion mit Sitz in der Bundesrepublik Deutschland gibt es das international tätige Humanitäre Großpriorat Europa, das eine internationale Anbindung des LHW an den Orden sicherstellt (unter Leitung seines Großpriors S.E. Klaus-Peter Pokolm) s.o. LHW.

Wie der Internationale Orden so stimmen auch die Vertreter von Großballei und Großpriorat in dem Ziel einer Vereinigung von Großpriorat und Großballei vollständig überein. Dazu wurde als erster Schritt eine Union Lazarus Orden in Deutschland gegründet. Die Lazarustage in Mainz, Heilsbronn und Potsdam wurden bereits gemeinsam veranstaltet.

Geschichte in Österreich 

Beginnend mit der Errichtung des „Sundersiechenhaus“ zu St. Lazarus im Jahre 1257 (heute etwa Waisenhauskirche in Wien-Landstraße, Rennweg 91) gründeten Lazarus-Ritter bereits 1267 das Siechenhaus zu St. Hiob „am Klagpaum“ und später das Siechenhaus St. Johann in Siechenals, auf dessen Grund heute das AKH Wien situiert ist. Weiters besaß der Orden auch in unmittelbarer Nähe seines Spitals in St. Lazar (heute Waisenhauskirche / Pfarre Maria Geburt) an der „Landstraße“ ausgedehnte Äcker und Weingärten.

Der Orden hatte vor allem zwischen dem 13. bis zum ausgehenden 16. Jahrhundert einen großen Wirkungskreis, der vereinzelt wohl noch bis zum Ende des 18. Jahrhunderts reichte. Unter der Regentschaft Joseph II. wurde der Orden 1785 auf kaiserlichen Erlass aufgehoben und sämtlicher Besitz eingezogen. In der Folge wurden die ordenseigenen Siechenhäuser „Am Klagpaum“ (für Frauen), das Spital bei St. Lazar (für Männer) und St. Johann „in Siechenals“ geschlossen.

Großpriorat Österreich 

Nach den beiden Weltkriegen begann auch in Österreich der Lazarus-Orden wieder aufzublühen, indem 1968 die Wiedererrichtung eines Großpriorats des Lazarusordens für Österreich erfolgte und Leopold von Habsburg-Lothringen zum Großprior ernannt wurde. Ziel der damaligen Verantwortlichen war es auch, den Orden kirchlich und staatlich in einer angemessenen Rechtsform zu verankern.

So wurde auf Beschluss der Österreichischen Bischofskonferenz vom 6. bis 8. April 1976 der Lazarus-Orden (Paris Obedienz) per Dekret Seiner Eminenz Franz Kardinal König vom 15. Dezember 1977 (Z. 1202-77) gemäß dem damaligen kanonischen Recht Par. 708 CIC/1917 als Pia Unio errichtet und erlangte damit Rechtspersönlichkeit im kirchlichen Bereich. Auf Grundlage des Konkordates 1933 folgte die Erlangung der Rechtspersönlichkeit für den staatlichen Bereich mit 21. Juli 1980. Das Großpriorat von Österreich tritt seither ausschließlich unter seinem kirchlichen Namen „Ritter des Heiligen Lazarus zu Jerusalem oder kurz Lazarus-Orden“ (Zit. Dekret Kard. König) in Erscheinung. Es untersteht bis heute der österreichischen Bischofskonferenz und ist aufgrund seiner Rechtsform unter der Jurisdiktion des römischen Kirchenrechts.

Im Jahr 2002 wurde Markus Salvator von Habsburg-Lothringen als Großprior des Lazarus-Ordens in Österreich installiert. Ihm folgte 2004 Alfred de Spernbour als Großprior nach. Dieser trat im November 2008 zurück und legte das Amt endgültig am 6./7. Februar 2009 zurück. Seit der Generalversammlung vom 7. Februar 2009 führt die Geschäfte als Statthalter Mag. Robert Rintersbacher. Im April 2008 wurde Prälat Johann Holzinger Can.Reg. als Ordensprälat des Großpriorates von Österreich installiert - er ist gleichzeitig Propst von Stift St. Florian. Als Ordensprotektor des Großpriorates von Österreich fungiert Otto von Habsburg.

Großballei Österreich 

Neben dem „Großpriorat von Österreich“, das kirchliche und staatliche Rechtspersönlichkeit besitzt, tritt in Österreich auch die „Großballei Österreich“ als zivilrechtlich organisierte Jurisdiktion des Lazarusorden auf. Die Großballei Österreich entstand im Rahmen der internationalen Ordenspaltung von 1973 und war in der Folge die österreichische Repräsentanz der Obedienz Malta. Die Großballei Österreich ist vereinsrechtlich unter dem Namen „Saint Lazarus Volunteers“ konstituiert. Als Hilfsorganisation der Großballei Österreich des Lazarusordens fungiert das Lazarus-Hilfswerk (LHW).


Nicht zum Vereinigten Lazarursorden gehörende Organisationen 

Ritter des Heiligen Lazarus zu Jerusalem, Priorat Deutschland in der Erzdiözese Freiburg 

Ende 2008 gründeten deutsche Mitglieder des Großpriorates Österreich und engagierte Helferinnen und Helfer des Lazarus-Hilfskorps ein Priorat in Deutschland als eingetragenen Verein und erhielten vom Finanzamt die Gemeinnützigkeit zuerkannt. Ziel war, wie bei dem Vorbild aus Österreich, als kirchliche Vereinigung nach can. 299 § 3 CIC als privaten Verein von Gläubigen ohne Rechtspersönlichkeit in der Erzdiözese Freiburg anerkannt zu werden. Die entsprechenden Überprüfungen wurden im Dezember 2009 abgeschlossen.

Der Name des neuen Vereins ist nun: Ritter des Heiligen Lazarus zu Jerusalem, Priorat Deutschland in der Erzdiözese Freiburg.

Die Ritter des Heiligen Lazarus zu Jerusalem, Priorat Deutschland in der Erzdiözese Freiburg sehen sich als Teil der weltweiten Lazarus-Bewegung und in der Nachfolge der Hospital-Bruderschaft vor den Mauern Jerusalems. Es ist kein Teil des Militärischen und Hospitalischen Ordens des Heiligen Lazarus von Jerusalem.

Als Freiwilligenorganisation des Priorats fungiert das Hilfskorps Sankt Lazarus in Deutschland

Militärischer und Hospitalischer Orden des Heiligen Lazarus von Jerusalem (Orleans) 

Im Jahre 1968 spaltete sich der Orden in die „Oboedienz von Malta“ und die „Oboedienz von Paris“ . Der Versuch einer Wiedervereinigung in Toronto während des Generalkapitels 2004 scheiterte, nachdem eine Gruppierung die überwältigende Wahl des Großmeisters des spanischen Ordenszweiges (Oboedienz von Malta) nicht anerkennen wollte, worauf hin sich ein Teil des Ordens abtrennte und 2004 einen neuen Zweig (Orléans-Gruppe) gründete. Diese Dissidenten hatten sich ab 2004 wieder unter das Patronat des königlichen Hauses von Frankreich, dem früheren „fons honorum“, gestellt und wurden von Charles-Philippe Prince d’Orléans, Herzog von Anjou, als 49. Großmeister geführt. Diese Fraktion wählte László Kardinal Paskai, den Primas emeritus von Ungarn, zu ihrem spirituellen Protektor, weil der geistliche Protektor des Ordens, Patriarch Gregorius III. Laham, diese Abtrennung nicht anerkannt hatte. Charles-Philippes Onkel, der Graf von Paris und Herzog von Frankreich, das eigentliche Oberhaupt der französischen Königsfamilie, übernahm 2005 formal das Protektorat über diese abgetrennte Gruppierung. Im Generalkapitel 2005 zu Venedig erfolgte dann die Ernennung von Kardinal László Páskái zum spirituellen Protektor der Orléans-Gruppe.

Prinz Charles-Philippe d'Orléans wurde zum Großmeister des Militärischen und Hospitalischen Ordens des Heiligen Lazarus von Jerusalem am 11. September 2004 gewählt und am 12. September 2004 in der Kathedrale von Orléans während eines Hochamtes durch seine Exzellenz Paskai OFM, Ex-Primas von Ungarn, im Beisein von hunderten Rittern und Damen des Ordens investiert.

Mit der Erklärung vom 12. März 2010 trat der Großmeister in Budapest von seinen Aufgaben zurück. Bis zur Wahl des neuen Großmeisters wird Bischof Richard Garrard, Grand Prior Spiritual, zum General-Administrator ernannt und den Orden weiterführen.

Im deutschsprachigen Raum existieren die Grossmagistralkommende Deutschland (als Delegation), ein Grosspriorat Österreich (als Delegation) und das Grosspriorat Schweiz.

Militärischer und Hospitalischer Orden des Heiligen Lazarus von Jerusalem (Malta)

Im Frühjahr 2004 entließ der 48. Großmeister, Francisco de Paula de Borbón y Escasany, Herzog von Sevilla, 10 Würdenträger aus dem Orden, unter ihnen den Großprior von Italien. Diese gründeten mit Gleichgesinnten den „Militärischen und Hospitalischen Orden des Heiligen Lazarus von Jerusalem (Malta)“. Großvikar ist Dr. hc. Vittorio Galoppini.

Als Grand Spiritual Prior and Spiritual Protector wurde Monsignore Ronald Philippe Bär OSB, ehemaliger römisch-katholischer Bischof von Rotterdam und Militärbischof der Niederlande gewählt.

Diese Gruppierung hat auch Mitglieder in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Vereinigte Großpriorate des Hospitalischen Orden des Heiligen Lazarus von Jerusalem (Malta) 

Die Vereinigten Großpriorate des Hospitalischen Ordens des Heiligen Lazarus von Jerusalem sind ein Bündnis von Teilen der separierten Lazarus Großprioraten. Anders als andere ähnliche Organisationen werden sie auf einer jährlichen Zusammenkunft verwaltet, und Repräsentanten aller Großpriorate begegnen gemeinsam den Herausforderungen, denen sie heute bei der weltweiten hospitalischen Arbeit gegenüberstehen.

Da der Fons Honorum des Ordens des Heiligen Lazarus historisch nach der Französischen Revolution mittels eines amtlichen Erlasses durch die Pariser-Kommune als ausgelöscht betrachtet wird, erkennen die oben genannten Großpriorate keinen selbst ernannten Großmeister oder General an. Da das Haupt- und edle Ziel des Ordens die Durchführung der barmherzigen und hospitalischen Arbeit weltweit ist, ist es die Politik der vereinigten Großpriorate, mit dem gesammelten Kapital aus ihren jeweiligen Regionen keine übergeordnete Verwaltungen mit nicht gerechtfertigten Gebühren zu unterstützen und diese edle Arbeit nicht zu belasten.

Nach internen Problemen trennte man sich 2008 vom Großpriorat England und dem Master-General Frà John Baron Dudley von Sydow von Hoff. Dieser bauten daraufhin eine eigene Organisation auf.

Im deutschsprachigen Raum wurden die Delegation Deutschland und ein Großpriorat Österreich gegründet.

Großpriorat der Ukraine Ruthenien 

Unter dem Namen „Autonomous Grand Priory of Ukraine Ruthenia of the Military & Hospitaller Order of St Lazarus of Jerusalem“ werben Mitglieder für eine unabhängige Jurisdiktion bei Facebook. Großprior ist Prof. Frederick Trowman, Birmingham. Die Organisation hat auch Mitglieder in Deutschland und Österreich.