Frühmittelalter 

Im Frühmittelalter fanden viele einschneidende Entwicklungen statt. So begann in den noch nicht christlichen Gebieten (wie Britannien und die Gebiete östlich des Rheins) die Christianisierung, hauptsächlich durch die Tätigkeit irischer Missionare. Etwa um 500 begann unter König Chlodwig I., der mit seinem Volk geschlossen zum katholischen Christentum übergetreten war (dem Glaubensbekenntnis der gallischen Mehrheitsbevölkerung), der Aufstieg des Frankenreichs, das schließlich auf der Grundlage der Überreste des Weströmischen Reiches und der Reiche mehrerer germanischer Völker (so der Burgunder und den Gebieten der Westgoten in Gallien sowie der Langobarden in Oberitalien) seine Vorherrschaft in West- und Mitteleuropa begründet. Dabei blieb das (476 im Westen zusammengebrochene) Römische Reich während des gesamten Mittelalters ein wesentlicher Referenzpunkt politischen Denkens. Den Höhepunkt dieser Entwicklung stellte die Krönung Karls des Großen zum „römischen Kaiser“ (Translatio imperii) durch den Papst an Weihnachten des Jahres 800 dar. Nach seinem Tod 814 zerfiel das Frankenreich allmählich. Aus seiner westlichen Hälfte entstand das spätere Frankreich, während sich aus der Osthälfte später das „Heilige Römische Reich“ entwickelte. Daneben erhielt der Papst durch die sogenannte Pippinische Schenkung 754 neben seiner geistlichen nun auch weltliche Macht, was später (vor allem ab dem 11. Jahrhundert) öfters zu Spannungen zwischen den Königen und dem Papst führen sollte, wobei die entscheidende Frage war, ob der gekrönte Kaiser dem Papst untergeordnet sei oder nicht.Die Völkerwanderung wird von der Forschung als Bindeglied zwischen Antike und Mittelalter angesehen und der Spätantikezugerechnet. Mit dem Ende der Völkerwanderung, das traditionell mit dem Einfall der Langobarden in Italien (568) verbunden wird, begann zumindest in West- und Mitteleuropa das Frühmittelalter. In Ostrom hingegen hielten sich antike Strukturen noch einige Jahrzehnte länger.

Zwischen 800 und 1100 bzw. 900 und 950 fallen die Einfälle der Wikinger sowie der Magyaren. Zusammen mit der Eroberung Nordafrikas und eines Großteils der iberischen Halbinsel von ca. 650 bis 720 durch die Muslime bewirken sie die Auslöschung der letzten spätantiken Strukturen – soweit diese noch vorhanden waren – und setzten eine Entwicklung in Gang, die viele Bauern im Frankenreich ihrer Freiheit beraubte und die staatliche Autorität zersplitterte, da die Verteidigung der einzelnen Gebiete den dortigen Grundherren auferlegt wurde. Dies führte letztendlich zum Entstehen des feudalistischen Wirtschaftssystems. Die britischen Inseln und Nordfrankreich haben am meisten unter den Angriffen der Wikinger zu leiden, wobei die Angreifer in Britannien einige Königreiche errichteten, aus denen später England entstand.

Wirtschaftlich stellte das Frühmittelalter hauptsächlich eine Zeit der Naturalwirtschaft dar, wobei besonders das System der Grundherrschaft herauszustellen ist.

Wesentliche Kulturträger waren das Byzantinische Reich, die Klöster, insbesondere die des Benediktinerordens, sowie die Gelehrten des arabisch-muslimischen Kulturkreises, durch die ein wesentlicher Teil der antiken Literatur und Wissenschaften bewahrt werden konnte.

Hochmittelalter 


In diese Epoche fallen die Kreuzzüge, in denen sich der massive Einfluss der seit 1054 gespaltenen Kirche zeigt (siehe hierzu auchMorgenländisches Schisma). Während der Kreuzzüge ziehen immer wieder Heere aus West- und Mitteleuropa in den Nahen Osten, um die dortigen christlichen „heiligen Stätten“ von den Moslems zu „befreien“, doch gelang es den (West-)Europäern nicht, sich dauerhaft dort festzusetzen. Später traten die einstmals religiösen Ziele der Kreuzzüge oftmals zugunsten von Machtgelüsten oder Profitgier in den Hintergrund.Das Hochmittelalter war die Blütezeit des Rittertums und des römisch-deutschen Kaiserreichs, des Lehnswesens und des Minnesangs. Man kann diese Ära auch als Zeitalter der Wiedererstarkung Europas bezeichnen, wobei die Machtstellung mehrerer europäischer Reiche zunahm. Die Bevölkerung begann zu wachsen, Handwerk und Handel wurden gefördert und auch die Bildung war nun nicht länger ausschließlich ein Privileg des Klerus. Allerdings verlief die Entwicklung in den einzelnen Reichen recht unterschiedlich.

Im Laufe der Kreuzzüge entwickelte sich auch ein Fernhandel mit der Levante, von dem insbesondere die italienischen Stadtstaaten, v.a. dieRepublik Venedig, profitieren konnten. Mit dem Handel, durch den die Geldwirtschaft an Bedeutung gewann. Ebenso gelangten neue bzw. wiederentdeckte Ideen nach Europa; so wurde zum Beispiel Aristoteles zur wichtigsten nicht-christlichen Autorität innerhalb der Scholastik. In Italien und später in Frankreich entstanden die ersten Universitäten. Vor allem in Mitteleuropa entstand das Zunftwesen, das die sozialen und wirtschaftlichen Vorgänge in den Städten stark prägte.

Das Hochmittelalter war auch eine Epoche der Auseinandersetzung zwischen weltlicher und geistlicher Macht im Investiturstreit, welcher die Einsetzung mehrerer Gegenpäpste zur Folge hatte. Die wichtigsten Orden des Hochmittelalters waren neben den Zisterziensern dieBettelorden der Franziskaner und Dominikaner. Daneben entstanden neue christliche Laienbewegungen, die von der katholischen Kirche alshäretisch bezeichnet wurden, darunter die Glaubensbewegungen der Katharer oder Waldenser. Im Hochmittelalter auch deshalb die Inquisitionins Leben gerufen, um gegen diese sogenannten Ketzer vorzugehen.

In Nord- und Osteuropa bildeten sich im Zuge der fortschreitenden Christianisierung neue Königreiche wie EnglandNorwegenDänemarkPolenUngarn und Böhmen. Ebenso entstanden noch weiter im Osten unter dem Einfluss der Wikinger und orthodoxer Missionare aus dem byzantinischen Reich, das um 1000 seinen Höhepunkt erreichte, weitere Reiche wie das Kiewer Reich. Während Byzanz durch den vierten Kreuzzug im Jahre 1204 eine entscheidende Schwächung seiner Macht erfuhr, wurde das Reich der Kiewer Rus im Zuge desMongolensturms 1223 zerstört; weitere osteuropäische Reiche (vor allem Polen und Ungarn) entgingen nur knapp dem Untergang. Daneben begannen ab 1000 die nach der islamischen Eroberung verbliebenen christlichen Reiche der iberischen Halbinsel mit der sogenannten Reconquista, also der Rückeroberung des späteren Staatsgebietes von Spanien und Portugalvon den Mauren.

Spätmittelalter


Dennoch erlebte Europa ab etwa 1300 auch eine gewisse Krisenzeit, wenngleich die neuere Forschung wesentlich differenzierter als die ältere urteilt. Im Jahre 1291 fiel Akkon, die letzte Festung der Kreuzfahrer im Nahen Osten, die Autorität des Papstes schwand im Zuge des sogenannten Abendländischen Schismas. Die schlimmste Katastrophe in der sogenannten Krise des 14. Jahrhunderts stellte jedoch die Pest dar, der „Schwarze Tod“, die ab 1347 von Südrussland kommend die Länder Europas verheerte und zwischen einem Drittel und der Hälfte der europäischen Bevölkerung, v.a. in den Städten, das Leben kostete. Die Entvölkerung führte zu Aufständen und einem Wandel der Sozialstrukturen, die das Rittertum zugunsten des Bürgertums schwächten und in der katholischen Kirche einige Reformbewegungen auslösten.Das Spätmittelalter war die Zeit des aufsteigenden Bürgertums der Städte und der Geldwirtschaft. Während das Byzantinische Reich nach der Eroberung Konstantinopels 1204 während des Vierten Kreuzzuges langsam aber sicher seinem Untergang entgegenging, gewannen die christlichen Staaten auf der iberischen Halbinsel nach dem Sieg bei Las Navas de Tolosa im Jahre 1212 immer weiter an Boden.

Etwa zur gleichen Zeit wie die Entvölkerung begann aufgrund von Erbstreitigkeiten um die französische Krone der Hundertjährige Kriegzwischen Frankreich und England. Von 1340 bis etwa 1420 behielten die Engländer die Oberhand, bis Jeanne d'Arc, heute als die Jungfrau von Orleans bekannt, den Franzosen wieder Hoffnung gab und ihnen bei Orleans zum Sieg verhalf. Obwohl sie schon 1431 von den Engländern zum Tode verurteilt wurde, konnte Frankreich den Krieg 1453 siegreich beenden, in demselben Jahr, in dem Konstantinopel an die osmanischen Türken fiel und in Deutschland der Buchdruck mit beweglichen Lettern erfunden wurde.

Kunst und Wissenschaften befanden sich im Spätmittelalter im Aufbruch. Die bereits im Hochmittelalter erfolgte Gründung der ersten Universitäten, vor allem in Italien (Bologna) und Frankreich